„Wir wollen nicht die Welt retten, aber den Bielefelder Osten.“ Die Geburtstagsgäste lachen über das Ende der Begrüßungsrede von Kerstin Grote. Die ausgebildete
Sozial- und Milieupädagogin weiß wovon sie spricht, denn sie ist von der ersten Stunde an mit dabei. Das ist jetzt 20 Jahre her und in der Zwischenzeit hat sich die Tagesklinik Ost zu einer festen Größe in der wohnortnahen psychiatrischen Versorgung entwickelt. Mehr als 3.000 Menschen ist in den letzten Jahren hier geholfen worden.
„Die Tagesklinik, eine von fünf teilstationären Einrichtungen, gehört zur Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am EvKB, aber nicht als Stadtteilsatellit sondern wir sind ganz eng verzahnt“, beschreibt Professor Dr. Martin Driessen, Chefarzt im EvKB, in seinen Grußworten die Zusammenarbeit voller Stolz.
Die großzügigen Räume in der Herforder Straße 26-28, bieten für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen unkomplizierte Hilfe. Im Laufe der Jahre hat sich ein Behandlungsschwerpunkt herauskristallisiert. „Zu uns kommen überwiegend Menschen mit Depressionen. Es sind immer noch mehr Frauen, die Hilfe suchen, aber wir merken, dass die Scheu, sich in einer Krise professionelle Unterstützung zu suchen, bei Männern kleiner wird“, erzählt Dr. Christiane Heitmann, die Oberärztin der Tagesklinik.
Das Angebot dieser psychiatrischen Versorgung ist nicht mehr wegzudenken. „Vorreiter waren Russland, England und die USA. In Deutschland wurden Tageskliniken erst in den 1970er-Jahren in die psychiatrische Versorgung integriert.“ Dr. Michaela Berg, ärztliche Abteilungsleitung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am EvKB, nahm das Publikum in ihrem Festvortrag mit auf eine kleine Reise in die Geschichte. Der Rückblick verdeutlichte, wie heftig der Kampf der Tageskliniken um Anerkennung war.
Davon kann heute keine Rede mehr sein. Depressionen und andere seelische Leiden machen Menschen immer stärker zu schaffen. Tageskliniken werden neben ambulanten und stationären Angeboten gesellschaftlich überlebenswichtig. „Wir planen mit den Menschen, die bei uns Hilfe suchen, gemeinsam eine Therapie und begleiten sie auf ihrem Weg zurück in den Alltag“, beschreibt Dr. Christiane Heitmann die tägliche Arbeit. Sie und ihr Team, das sich aus acht unterschiedlichen Berufen zusammensetzt, arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten zusammen.
„Wir wenden uns an Menschen, bei denen eine ambulante Behandlung nicht ausreicht und eine vollstationäre Klinikaufnahme nicht notwendig ist“, so Dr. Heitmann. Zwischen 18 und 60 Jahren alt sind die Patienten für die mittlerweile 20 Behandlungsplätze zur Verfügung stehen. Aktuell ist die Nachfrage extrem hoch, es gibt eine Warteliste.