Sonnenhitze, Extremwetterlagen, Lufthygiene oder neue Pflanzen-und Tiereinwanderer – der Klimawandel geht an niemanden vorbei und schlägt auf die Gesundheit insbesondere von Kindern. Ein guter Grund diesen Themenkomplex als einen Schwerpunkt der 15. Bundesweiten Fachtagung der Arbeitsgemeinschaften „AGAS“ und „AGNES“ zu nehmen. Tagungspräsidentin Katharina Hagemeister vom Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB),Kindertagesklinik Allergologie, pädiatrische Pneumologie und Tagungspräsident Dr. Christian Weißhaar, von der Kinder- und Jugendarztpraxis Pädiatrisches Forum Bielefeld, hatten mit ihren Teams zwei Tage voller spannender Symposien, Vorträge und Workshops für ein interdisziplinäres Fachpersonal im Assapheum in Bethel organisiert.
Wetterbedingte Gesundheitsprobleme nehmen zu. Damit werden Kinderärzte, Dermatologen und Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen täglich konfrontiert. „In unserem Projekt, das bis 2019 läuft, werten wir die Folgen klimatischer Veränderungen aus. Dazu gehört zum Beispiel, dass neue Einwanderer wie die Pflanze Ambrosia ein aggressiveres allergisches Potenzial hat oder die asiatische Tigermücke, die zum Beispiel den Zika-Virus überträgt, mittlerweile in Norditalien angekommen ist“, berichtet Hanna Mertes vom Institut für Arbeits- Sozial- und Umweltmedizin in München. Ihr Projekt soll eine wichtige Grundlage sein, um unter Fachleuten online Informationen über neue Trends auszutauschen.
Dr. Thomas Lob-Corzilius aus Osnabrück gehört schon seit Jahren zu den Kinderärzten, die sich mit dem Klimawandel, der Umweltveränderung und den daraus resultierenden Atemwegserkrankungen bei Kindern beschäftigen. „Kleine Kinder atmen bezogen auf ihr Körpergewicht, eine größere Luftmenge als Erwachsene pro Minute ein. Daher ist die Aufnahme von Schadstoffen über die Atmung erhöht.“ Die Aussichten werden nicht besser, wenn der Klimawandel so weitergeht. Ein weiteres Bedrohungspotential liegt in den Extremwettern, also Hitze- oder Kältewellen. Dr. Hans Moshammer vom Institut für Umwelthygiene der medizinischen Universität Wien hofft, trotz seiner Untersuchungen mit düsteren Aussichten: „Wenn es nicht zu schnell geht, haben wir vielleicht die Chance, uns anzupassen.“
Tatsache ist, jedes fünfte Kind in Deutschland erkrankt mindestens einmal bis zum 17. Lebensjahr an einer allergischen Reaktion, jedes zehnte Kind an einem allergischen Kontaktekzem. Rein statistisch gibt es also viele Kinder inklusiver ihrer Familien, die wegen ihrer Erkrankung wie Asthma oder Neurodermitis durch eine Schulung lernen können selbstverständlicher mit der Erkrankung umzugehen.
Die Zukunft von Schulungen
Genau das war das Ziel beider Arbeitsgemeinschaften vor mehr als 20 Jahren. Doch es gibt Probleme, die sich im Veranstaltungsmotto „Passen die Schulungen von Gestern noch zu den Familien von Heute?“ widerspiegeln. Auf einer kritischen Podiumsdiskussion zeigten sich die unterschiedlichen Positionen. Die Befürworter sehen in den letzten zwei Jahrzehnten Schulung eine Erfolgsgeschichte. Die Schulungen sind erprobt, ausgewertet, werden ständig überarbeitet und von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Die konsequenten Reformer argumentieren, dass es in den letzten Jahren immer schwieriger wird, betroffene Familien für Schulungen zu gewinnen. Und das hat in erster Linie etwas mit der besseren Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte zu tun und vor allem mit dem Faktor Zeitmanagement in den Familien. Die Schulungen seien zu lang und haben sich in dieser Form überlebt. Die mäßigen Reformer wünschen sich, die Schulungen zu entschlacken, auf einen Tag zu reduzieren und vor allem individuell zu gestalten.
Die Schulungen werden, so die mehrheitliche Tendenz, überarbeitet und dem Familienleben angepasst, doch überflüssig wird die Arbeit der beiden Organisationen wohl niemals. Bei chronischen Erkrankungen bleiben aktualisierte Schulungen ein bedeutender Eckpfeiler in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen.