Theodor-Fliedner-Medaille: Erster Preis für Pflegekonzept aus Bethel

Regina Bartoldus und Dorothea Sophie Reihs aus dem Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) werden für ihr beispielhaftes Konzept mit der „Theodor-Fliedner-Medaille für innovative Pflegepraxis“ ausgezeichnet. Der Preis erkennt insbesondere die Patientennähe an und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Pflegekräfte mit akademischem Hintergrund in erster Linie ins Management wechseln.

Dorothea Sophie Reihs (B.A., l.) und Regina Bartoldus (M.Sc.) bekommen für ihr beispielhaftes Konzept die Theodor-Fliedner-Medaille verliehen. Die Preisträgerinnen haben sich nach ihrer Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen für eine akademische Weiterqualifizierung entschieden und gehören zu den Vorreiterinnen beim Transfer akademischen Wissens in die Praxis. Foto: Monika Dütmeyer
Theodor-Fliedner-Medaille: Erster Preis für Pflegekonzept aus Bethel
Dorothea Sophie Reihs (B.A., l.) und Regina Bartoldus (M.Sc.) bekommen für ihr beispielhaftes Konzept die Theodor-Fliedner-Medaille verliehen. Die Preisträgerinnen haben sich nach ihrer Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen für eine akademische Weiterqualifizierung entschieden und gehören zu den Vorreiterinnen beim Transfer akademischen Wissens in die Praxis. Foto: Monika Dütmeyer

Die Freude war groß, als Regina Bartoldus (29) und Dorothea Sophie Reihs (27) erfahren haben, dass sie mit ihrem Konzept den ersten Platz im Wettbewerb um die renommierte Theodor-Fliedner-Medaille belegt haben. Ihr Preisgeld beträgt 5.000 Euro. „Wir sind stolz und glücklich über diese Anerkennung“, sagen die Preisträgerinnen unisono.

Ihr Projekt „Patientenbeteiligung mal anders – Implementierung des Advanced Practise Nursing im Krankenhaussetting bei neu dialysepflichtigen Personen“ wurde bereits 2023 im EvKB etabliert. Im Mittelpunkt steht dabei „Advanced Practise Nursing“ (APN). Der Begriff stammt aus den USA und beschreibt die akademische Weiterqualifizierung auf Masterniveau für Menschen in Pflegeberufen und die Integration ihrer erweiterten Kompetenzen in den klinischen Alltag.

„Wir möchten mit unserem Konzept inspirieren und einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Patienten vom akademischen Hintergrund in der Pflege profitieren“, sagt Dorothea Sophie Reihs. Und ein Statement dafür setzen, dass mit der Akademisierung der Pflege nicht zwangsläufig eine Abkehr vom Patientenbett verbunden ist und akademisierte Pflegekräfte ins Management an den Schreibtisch wechseln.

„In dem Projekt wird konkret beschrieben, wie die Rollenentwicklung zu einer APN im akutstationären Setting gelingen kann. Dies ist als wichtiger Beitrag für die innovative Patientenversorgung zu werten“, heißt es in der Jurybegründung. Damit sei das Projekt ein sehr gutes Beispiel einer gelungenen Rollenentwicklung und Implementierung in Deutschland.

Die organisatorischen Voraussetzungen hat Dorothea Sophie Reihs als Pflegerische Leitung geschaffen. Regina Bartoldus erfüllt die Rolle als Pflegeexpertin APN in der Abteilung für Nephrologie und Diabetologie im Johannesstift, in der ein interprofessionelles Team auf Augenhöhe zusammenarbeitet.

Elementarer Baustein des Konzepts sind individuelle Pflegesprechstunden für Patienten, die Regina Bartoldus eigenständig organisiert und umsetzt. Das Ziel ist, dass Patienten mithilfe der APN-Pflegeexpertin spezifische Gesundheitskompetenzen für den Start der Dialyse erlangen. „Es geht um Themen wie Lebensstilveränderungen, Vor- und Nachbereitung der Dialyse oder den Umgang mit Begleitsymptomen“, erklärt sie. Teil des Konzepts ist auch die Weitergabe der Expertise an Kollegen, zum Beispiel durch Kurzfortbildungen oder Pflegevisiten.

Die Medaillen bekommen die Preisträgerinnen im Oktober bei der „Fachtagung Pflegegeschichte“ in Düsseldorf-Kaiserswerth überreicht. Doch schon jetzt steht das nächste Projekt fest: Es geht um die Versorgung am Ende des Lebens bei Menschen mit einer Nierenerkrankung.

Hintergrund

Um innovative Pflegeprojekte zu finden, zu würdigen und den Wissens- und Praxistransfer anzustoßen, lobt das diakonische Unternehmen „Kaiserswerther Diakonie“ seit 2020 alle zwei Jahre die „Theodor-Fliedner-Medaille für innovative Pflegepraxis“ aus. Der Preis zeichnet insgesamt drei Projekte aus, ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und steht in der Tradition von Theodor Fliedner, der das Unternehmen vor mehr als 180 Jahren gründete. Seine Arbeit für die Krankenpflege gilt als wegweisend. Auch die bekannte britische Krankenschwester Florence Nightingale verbrachte einige Monate in Kaiserswerth und gilt als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege.

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Pflege

Von der Aufnahme in unser Krankenhaus bis zur Entlassung sind die pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die ersten Ansprechpartner für unsere Patienten und ihre Angehörigen. Handlungskompetenz, Verantwortung und Zuverlässigkeit sind für die Qualität unserer pflegerischen Arbeit ebenso von Bedeutung wie Menschlichkeit, Einfühlungsvermögen und unser christliches Menschenbild. Damit leistet die Pflege einen wichtigen Beitrag, um unsere Patienten zu versorgen.

1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im EvKB in der Gesundheits- und Krankenpflege tätig. Sie verfügen über eine hohe Handlungskompetenz für die jeweiligen Bereiche des Krankenhauses. Darüber hinaus werden speziell ausgebildete Pflegekräfte den Anforderungen zum Beispiel auf den Intensivstationen, in der Psychiatrie oder im Kinderzentrum gerecht.

Projekte

Im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) engagieren sich Mitarbeiter an einer Vielzahl pflegerischer Projekte. Ziel ist, neue Wege zu erproben und zu implementieren, um die bestmögliche pflegerische Versorgung zu gewährleisten. Beispielhaft stellen wir hier die Projekte „Expertenstandards“, „Familienclub in der Therapie von Menschen mit Suchtproblemen“ sowie die „Adhärenz-Therapie“ vor:

Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit hat das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat (DPR) evidenzbasierte Expertenstandards in der Pflege erarbeitet. Diese sind als Instrument der Qualitätsentwicklung und -sicherung zu verstehen und gelten national für die professionelle Pflege als richtungsweisend.

Bis dato wurden Expertenstandards für folgende Schwerpunkte pflegerischen Handelns entwickelt:

  • Dekubitusprophylaxe
  • Entlassungsmanagement
  • Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der der oralen Ernährung in der Pflege
  • Förderung der Harnkontinenz
  • Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
  • Schmerzmanagement
  • Sturzprophylaxe

Durch die flächendeckend erfolgreiche Implementierung und Anwendung der Expertenstandards

  • Dekubitusprophylaxe
  • Sturzprophylaxe
  • Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
  • Ernährungsmanagement

ist das EvKB am Standort Johannesstift seit März 2013 eine Referenzeinrichtung des DNQP.

Alle übrigen Expertenstandards sind punktuell eingeführt oder befinden sich in Entwicklung, um die pflegerische Versorgung im EvKB auch in diesen Bereichen nach diesen national anerkannten Standards auszurichten. So konnte die Pflege im EvKB in den letzten Jahren große Erfolge hinsichtlich der Implementierung der Expertenstandards Schmerz- und Ernährungsmanagement verzeichnen. Die korrekte Erfassung von Schmerzzuständen sowie standardmäßige Ernährungs-Screenings bei der Aufnahme sind in vielen Abteilungen verbreitet. Die zielgerichtete Einleitung entsprechender evidenzbasierter Maßnahmen unter Einbeziehung von Experten sowie die Anleitung und Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen gehört in zahlreichen Abteilungen bereits zum Standard. Auch die Behandlung chronischer Wunden konnte durch die Etablierung von zertifizierten Wundmanagern aus dem Pflegebereich und durch die Einrichtung eines pflegerischen Wundkonsildienstes optimiert werden.

Suchtprobleme in der Familie oder im Freundeskreis betreffen nicht nur den Abhängigen, sondern alle nahe stehenden Menschen. Trotzdem gibt es kaum Angebote der Suchtselbsthilfe, die sich speziell an Angehörige richten. Der Familienklub ist ein neues Angebot der angeleiteten Selbsthilfe, bei dem die Angehörigen von Abhängigen im Vordergrund stehen. Angehörige treffen sich wöchentlich, unabhängig davon, ob der oder die Abhängige bereit ist, sich in die Gruppenarbeit einzubringen.

Familienklubs wirken durch das Selbsthilfeprinzip. Familien sind selbst Experten für ihre eigenen Probleme und Lebenssituationen. Ziele des gegenseitigen Austausches sind:

  • Lösung suchtbezogener und lebenspraktischer Probleme
  • Lebensqualität und -freude der gesamten Familie stärken
  • Selbstachtung von Angehörigen verbessern

Die Adhärenz-Therapie ist eine psychotherapeutische Kurzintervention und integriert Ansätze der motivierenden Gesprächsführung ebenso wie verhaltenstherapeutische Ansätze. Die Intervention zielt darauf ab, Patienten bezüglich ihres langfristigen Krankheitsmanagements zu unterstützen.

Vielfach müssen Patienten nach der Entlassung aus der Klinik Therapiemaßnahmen langfristig umsetzen und Verhaltensweisen ändern, um der Gefahr von Rückfällen vorzubeugen oder auch mit Symptomen ein Leben mit Lebensqualität leben zu können. Adhärenz bezeichnet in diesem Zusammenhang das Ausmaß, in dem es dem Patienten gelingt, die gemeinsam mit Behandlern entwickelten Therapien und Verhaltensweisen umzusetzen. Der Begriff löst zunehmend den Begriff der Compliance ab, da dieser den Patienten in diesem Prozess in einer passiven Rolle sieht.

Innerhalb der Intervention werden mit dem Patienten fünf Gespräche während des stationären Aufenthalts und drei Gespräche im Anschluss an die Entlassung im häuslichen Umfeld geführt. Darin werden wichtige Aspekte des Krankheitsmanagements thematisiert. So gibt es Menschen, die im Hinblick auf die Therapien weitere Informationen benötigen. Andere sind vielleicht durch einen hohen Grad an Information unentschlossen und ambivalent, ob eine solche Therapie überhaupt der richtige Weg ist. Auch gibt es Patienten, die große Bedenken und Sorgen in Bezug auf Medikamente haben.

Pflegerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können mit Hilfe von Gesprächstechniken Betroffenen helfen, die für sie beste Entscheidung zu treffen. In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wird diese Therapieform in der Abteilung für allgemeine Psychiatrie I angeboten und vorwiegend von Pflegemitarbeitern durchgeführt, die entsprechend geschult wurden.

Die Intervention wurde am Institute of Psychiatry von Richard Gray und Mitarbeitern für den ambulanten Bereich entwickelt. Innerhalb eines Schwerpunkts Psychiatrischer Pflegeforschung unter der Leitung von Dr. Michael Schulz wurde in Jahre 2003 die Intervention auf den Stationären Bereich in Deutschland übertragen und auf die Wirksamkeit hin untersucht.

Ausbildung in der Pflege

Unsere Auszeichnungen

Qualitätssiegel MRSA

Für ihre Maßnahmen gegen die Verbreitung multiresistenter Erreger (MRE) sind das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) und das Krankenhaus Mara vom MRE-Netzwerk Nordwest mit dem Qualitätssiegel MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ausgezeichnet worden. Das Siegel wird nur an Krankenhäuser vergeben, die in 10 verschiedenen Qualitätszielen zur Verhinderung der Verbreitung von MRSA punkten.

Aktion Saubere Hände Gold

Mit dem Gold-Zertifikat für die Jahre 2024 und 2025 hat das Evangelische Klinikum Bethel die höchste Auszeichnung der "Aktion saubere Hände" für Maßnahmen zur Krankenhaushygiene erhalten.

https://www.aktion-sauberehaende.de/ash/ash/ _blank

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.

Das Evangelische Klinikum Bethel ist Mitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit, um unseren Patienten eine größtmögliche Sicherheit bei ihrer Behandlung zukommen zu lassen.

http://www.aps-ev.de/

Verstetigung Hygiene

Das Evangelische Klinikum Bethel wurde mit dem Siegel "Qualität und Transparenz" durch die Interreg Deutschland Nederland ausgezeichnet.

https://www.deutschland-nederland.eu/ _blank