Werner Vogelsang sitzt nach seinem 2. Schlaganfall, den er während seiner Reha-Zeit bekommen hat, im Rollstuhl. Das selbständige Gehen fällt dem ehemaligen Vertriebsmanager für technisches Gerät aktuell nicht so leicht. „Ich freue mich, dass ich wieder ziemlich gut sprechen kann“, erzählt der sympathische Mann, der seit einigen Wochen von Schlaganfall-Lotsin Dorothe Spieker begleitet wird. „Das gibt mir und meiner Frau eine große Sicherheit. Wir können Frau Spieker jederzeit anrufen und sie ist jemand, die sich auskennt“, berichtet Vogelsang, der direkt neben Liz Mohn sitzt. Die Stifterin und Präsidentin der Deutschen Schlaganfall-Hilfe ist ins Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) gekommen, um zu hören, wie das Projekt ihrer Stiftung mit dem Titel STROKE OWL in der Praxis funktioniert. In dem vom Innovationsfonds geförderten 7-Millionen Euro Projekt, das auf drei Jahre angelegt ist, begleiten Schlaganfall-Lotsen etwa 2000 Schlaganfallpatienten in ganz OWL.
Fünf Schlaganfall-Lotsinnen des EvKB, berichteten Liz Mohn von ihren ersten Erfahrungen und sind sich alle einig: Die Reaktionen der Patienten, die begleitet werden, sind hochmotivierend. „Sie fühlen sich nicht alleingelassen. Wir unterstützen, wenn sie ihre Lebensweise verändern möchten, beim Beantragen von Pflegegraden oder bei Möglichkeiten, ins Arbeitsleben zurückzukehren“, berichtet Kerstin Ohms, die, wie ihre vier Lotsenkolleginnen Dorothe Spieker, Corinna Berger-Niemeyer, Monique Grünke und Nora Hermanns, für diese Arbeit bestens ausgebildet und hoch engagiert ist. Ihr Ziel ist es, die persönliche Lebensqualität der Patienten nach so einem schweren Ereignis wie einem Schlaganfall, zu verbessern.
„Was Sie machen ist Zukunft.“ Davon ist Liz Mohn überzeugt. Mit dem Projekt ihrer Stiftung möchte sie in der Versorgung und Nachsorge von Schlaganfall-Patienten einen weiteren Meilenstein setzen. Die bisherigen Erfahrungen der Schlaganfall-Lotsen zeigen eindeutig, dass der Bedarf in der Nachbetreuung da ist.
1993 gründete Liz Mohn die Stiftung und rückte damit das Krankheitsbild Schlaganfall in die Öffentlichkeit. „Ende der 80er wurde der Schlaganfall sehr stiefmütterlich behandelt. Mittlerweile sind wir dank der Forschung und der Einrichtung von speziellen Stationen für Schlaganfallpatienten (Stroke Units) auf einem ganz anderen Standard. Das ist eine Wahnsinnsentwicklung“, betont Prof. Dr. med. Wolf Rüdiger Schäbitz, Chefarzt der Klinik für Neurologie im EvKB, der eng mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zusammenarbeitet. Durch die Stroke Units überleben heute doppelt so viel Menschen einen Schlaganfall als noch vor 25 Jahren.
In der Klinik für Neurologie im EvKB werden jährlich rund 2400 Schlaganfallpatienten behandelt, rund zehn Prozent mit einem der modernsten und effektivsten Verfahren, der Thrombektomie. Mechanisch wird die Verstopfung aufgelöst und dadurch nach schweren Schlaganfällen beeinträchtigende Behinderungen vermieden. „Wir haben durch die Fallzahlen sehr viel Erfahrung, die allerdings nur dann etwas nützt, wenn der Patient schnell zu uns kommt.“
Die Notfallversorgung für den Schlaganfall in Deutschland hat mittlerweile eine Spitzenposition im internationalen Vergleich eingenommen. Bei der Nachsorge sind aber noch deutliche Lücken zu erkennen. Das Projekt STROKE OWL setzt genau da an, davon ist Liz Mohn, gestärkt durch die Gespräche mit den Schlaganfall-Lotsinnen, fest überzeugt.