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Medizinischer Meilenstein in OWL: 20 Zentimeter großer Lebertumor erstmals mit dem DaVinci-Roboter im EvKB entfernt
Bei Claus Diekmann wurde als Zufallsfund ein sehr großer, bösartiger Lebertumor entdeckt. Dank der ersten halbseitigen Leberteilentfernung mit dem DaVinci-System in Ostwestfalen-Lippe wurde er schon nach fünf Tagen entlassen und darf aufgrund einer einzigartigen Fähigkeit der Leber auf vollständige Genesung hoffen.


Univ.-Prof. Dr. med. Jan Schulte am Esch und Patient Claus Diekmann freuen sich über den neuen medizinischen Meilenstein. Dank des schonenden Eingriffs darf der aktive Ruheständler aus Leopoldshöhe schnell in den Alltag zurückkehren und sogar mit seinen Liebsten anstoßen.
Anfang des Jahres bemerkte Claus Diekmann, dass etwas nicht stimmte. „Wenn ich mich hinunterbeugte, um mir die Schuhe zuzubinden, bekam ich keine Luft.“ Der 73-Jährige suchte Ende Februar einen Kardiologen auf, um die Ursache abzuklären. Es war ein Zufall, dass dort auffiel, dass es ein Lebertumor war, der gegen Zwerchfell und Lunge drückte und ihm die Luft abschnürte. Mit 20 Zentimetern Durchmesser war dieser Tumor sogar größer als die eigentliche Leber – eine Seltenheit. „Das war natürlich erstmal ein Schock“, erinnert sich der Pensionär aus Leopoldshöhe.
Zukunftsweisender Eingriff
Auf Empfehlung seiner Hausärztin wandte sich Claus Diekmann an das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) – und wurde Teil einer Premiere, die für ihn und weitere Betroffene zukunftsweisend ist. „Wir haben diesen großen Tumor erstmals in Ostwestfalen-Lippe als halbseitige Leberteilresektion mit dem DaVinci-System roboterassistiert entfernt“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Jan Schulte am Esch, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am EvKB.
Große Leberteilresektionen in Ostwestfalen-Lippe mit dem DaVinci-System durchzuführen markiert einen medizinischen Meilenstein, der für Patienten erhebliche Vorteile birgt. „Es war ein schonender Eingriff, der im Vergleich zu einer konventionellen Operation mit weniger Schmerzen, weniger Risiko und einem viel kürzeren Klinikaufenthalt verbunden war“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Jan Schulte am Esch.
Erhebliche Vorteile für Patienten
Bei einem konventionellen Eingriff wären zwei tiefe Schnitte in der Länge von circa 40 und 20 Zentimetern erforderlich gewesen, die Muskulatur wäre durchtrennt und auf schmerzhafte Weise in Mitleidenschaft gezogen worden. Claus Diekmann hätte statt fünf Tagen rund drei Wochen in der Klinik bleiben müssen. Dank des schonenden Verfahrens ist die Muskulatur des aktiven Ruheständlers intakt geblieben. Nötig war letztlich ein 15 Zentimeter langer Schnitt, um den Tumor zu entfernen.
Präzision und Sicherheit dank DaVinci-System
Die Instrumente werden mithilfe hochbeweglicher Gelenke präzise von den Operateuren gesteuert. „Wir sehen das Geschehen unter der Haut in einer 15-fachen Vergrößerung als 3D-Bild auf dem Bildschirm, ähnlich wie bei einer Virtual-Reality-Brille“, erklärt der erfahrene Mediziner. Wichtig ist ihm zu betonen, dass alle Verantwortung bei einem roboterassistierten Eingriff buchstäblich in Händen der operierenden Ärztinnen und Ärzte verbleibt. „Der Roboter ist für uns ein sicheres, hochpräzises Operationsinstrument.“
Im Fall von Claus Diekmann wurde rund die Hälfte der Leber mit dem Tumor und einem Teil des Zwerchfells präzise entfernt, ohne angrenzende lebenswichtige Gefäße und Organe in Mitleidenschaft zu ziehen. Obwohl der Tumor bösartig war, sind die Aussichten für Claus Diekmann sehr gut. Eine zusätzliche Chemo- oder Strahlentherapie ist wohl nicht erforderlich. Die Leber werde per CT und Ultraschall kontrolliert – und hat sich schon jetzt in Teilen regeneriert.
Die Leber wächst nach
„Die Leber ist das einzige Organ, das nachwachsen kann“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Jan Schulte am Esch. Bis zu Dreiviertel der Leber können entfernt werden, wenn diese gesund und entsprechend regenerationsfähig sei. Ähnlich, wie ein um Äste reduzierter Baum seine verbliebenen Anteile stärken und mit neuen Blättern ausstattet, würde die Leber nach einer Teilentfernung exakt in dem für sie vorgesehenen Ausmaß nachwachsen. „Etwa drei Wochen nach dem Eingriff haben sich rund 30 bis 40 Prozent des bei Herrn Diekmann entfernten Lebergewebes nachgebildet“, erklärt er. Bereits nach zwei bis drei Monaten sei ein wesentlicher Teil nachgewachsen mit Abschluss des Regenerationsvorgangs nach spätestens sechs Monaten, weiß der Chirurg.

Patienten profitieren von Forschung und Erfahrung
Univ.-Prof. Dr. med. Jan Schulte am Esch engagiert sich außerdem bereits seit drei Jahrzehnten in der Forschung zu Themen wie Leberschädigung und -regeneration an Stationen wie dem Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg oder der Harvard Medical School in Boston. Deshalb ist es für ihn auch nicht verwunderlich, dass Claus Diekmann so einen großen Tumor bis auf die Luftnot nicht bemerkt hat. „Der Schmerz der Leber ist der Leistungsabfall“, erklärt er.
Geteiltes Wissen, gesammelte Erfahrungen, der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und weitere aktive Forschung kommen den Patientinnen und Patienten des EvKB-Teams direkt zugute. Dank ihnen konnte Claus Diekmann die Ostertage im Kreise seiner Familie mit seinen Kindern und Enkelkindern genießen und sich vorsichtig schon wieder um „Haus, Hof und Garten“ kümmern.
Der ausgebildete Gas- und Wasserinstallateur, der bis heute ab und an im Familienunternehmen unterstützt, kann sich auch wieder ohne Probleme Socken anziehen oder die Schuhe zubinden „Die Luftnot ist weg“, sagt er. „Mir geht es endlich wieder gut“, sagt er und lächelt.
Zentrum für Allgemein-, Gefäß-, Thorax- und Viszeralchirurgie Bielefeld
Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
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