Psychiatrie und Psychotherapie
Herzlich willkommen in unserer Klinik!
Menschen aus Bielefeld, die an akuten psychischen Erkrankungen leiden, finden bei uns kompetente Hilfe. Unsere Klinik deckt das Gesamtgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie ab. Mit spezialisierten Abteilungen und mit biologischen, psychotherapeutischen und sozialpsychiatrischen Behandlungsansätzen halten wir für unsere Patienten maßgeschneiderte Behandlungsangebote bereit. Mit unseren stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten ist unsere Klinik an verschiedenen Orten der Stadt zu finden und suchen Patienten sogar in ihrem Zuhause auf.
Therapie
In unserer Klinik bieten wir den Patientinnen und Patienten ein breites Therapiespektrum.
Im Bereich der Psychotherapie streben wir eine Änderung des Denkens, Wahrnehmens, Erlebens und Verhaltens an, denn Einschränkungen auf diesen Gebieten sind häufig ursächlich für chronische psychische Erkrankungen. In der Psychopharmakotherapie werden Medikamente zur Unterstützung der Therapien eingesetzt. Dabei gilt es, für jeden Patienten und jede Patientin eine individuell abgestimmte, optimale Medikamention zu erarbeiten, die zu einer bestmöglichen Therapie beiträgt. In unserer Klinik haben wir dafür einen Praktischen "Ratgeber Psychopharmakotherapie" erarbeitet, der einheitliches und transparentes Vorgehen im Klinikalltag ermöglicht. Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) bewirkt insbesondere bei therapieresistenten und schwersten depressiven Erkrankungen sowie bei bestimmten schweren psychotischen Störungen häufig eine erstaunliche und rasche Besserung. Durch eine gezielte, elektrische Stromdurchflutung kommt es unter anderem zu einer fast simultanen Entladung der Nervenzellen des Gehirns, woraufhin sich die neuronalen Netzwerke auf einem günstigeren Niveau reorganisieren.
Darüber hinaus gibt es in unserer Klinik ein breites Spektrum begleitender Angebote, das unseren Patienten während ihrer Therapie eine große Unterstützung ist.
Psychotherapie
Sämtlichen psychotherapeutischen Verfahren ist gemein, dass sie eine Änderung des Denkens, Wahrnehmens, Erlebens und Verhaltens anstreben. In vielen Fällen sind chronische psychische Erkrankungen durch eine Einschränkung der Flexibilität dieser Funktionen gekennzeichnet. Psychotherapeutische Maßnahmen erfordern aktiv mitwirkende Patienten. Aus diesem Grund steht am Beginn jeder psychotherapeutischen Maßnahme in unserer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) die Analyse oder gegebenenfalls Schaffung einer Motivation zur Veränderung. Weitere Grundlage jeder psychotherapeutischen Arbeit ist, ein vertrauensvolles, empathisches und belastbares Arbeitsbündnis zwischen Therapeut und Patient zu schaffen.
Verhaltenstherapie
Die Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass sämtliche Denk-, Erlebens- und Verhaltensweisen durch Erfahrung und Übung beeinflusst werden. Krankheitssymptome werden aus dieser Sichtweise als erlernte Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster betrachtet, die durchaus auch die Funktion haben können, andere psychosoziale Defizite zu kompensieren.
Im Mittelpunkt der Verhaltenstherapie stehen die Beschreibungen des von Patient und Therapeut gemeinsam definierten unerwünschten sowie des erwünschten Denkens, Erlebens und Verhaltens sowie eine individuelle Analyse der persönlichen Stärken (Ressourcen) und Schwächen (Defizite). Durch die Anwendung übender Techniken werden im nächsten Schritt die angestrebten Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster systematisch gelernt und automatisiert, so dass sie in möglichst vielen Lebensbereichen anwendbar sind.
Verhaltenstherapie bzw. verhaltenstherapeutische Elemente werden in der gesamten Klinik für Patientinnen und Patienten beinahe aller Störungsgruppen vorgehalten.
Supportiv-psychodynamische Therapie
Die psychodynamisch orientierten Psychotherapieverfahren leiten sich aus der psychoanalytischen Theorie und Praxis ab und fußen daher auf einigen gemeinsamen Grundannahmen wie zum Beispiel dem Instanzenmodell (Ich, Es, Über-Ich), dem Konfliktmodell, der Theorie von Übertragung und Gegenübertragung, der Objektbeziehungstheorie oder auch der Narzissmustheorie.
In der klinischen Praxis wenden wir diese Modelle vor allem im Sinne eines allgemeinen therapeutischen Grundverständnisses an. Dabei ergänzt eine psychodynamische Denkweise die lerntheoretischen und systemischen Überlegungen im Sinne eines schulenübergreifenden und problemorientierten Ansatzes.
Darüber hinaus findet die supportiv-psychodynamische Therapie bei besonderer Indikation in spezifischen Einzel- und Gruppenpsychotherapien Anwendung. Ziele sind hier vor allem, systematisch verzerrte Muster der Wahrnehmung, des Erlebens und Verhaltens zu reflektieren, ihre Entstehungsgeschichte zu verstehen und diese Muster schrittweise zu modifizieren.
Systemische Therapie
Systemische Therapien leiten sich unter anderem aus kybernetischen Theoriemodellen über die Funktionsweise lebender Systeme ab. In der systemischen Familientherapie wird nicht eine Person, also auch nicht die Patientin oder der Patient als Problem in den Mittelpunkt gestellt, sondern das ganze System beziehungsweise seine Funktionsweise und die Interaktionen der Mitglieder untereinander. „Der Patient“ ist also das Paar oder die Familie. In der Familientherapie (mit oder ohne real anwesende Familienmitglieder) ist es das Ziel, den Beteiligten zu vermitteln, wie sie miteinander umgehen und sie auf möglicherweise ungünstige (dysfunktionale) Interaktionsmuster aufmerksam zu machen. Dies geschieht mittels verschiedener Techniken, die letztlich zu einer Neudefinition der Beziehungen untereinander (zum Beispiel durch veränderte Regeln) und damit zu einem günstigeren Klima in der Familie führen. Ziel ist letztlich immer, neue und angemessene Entwicklungsschritte des gesamten Systems zu ermöglichen, wo vorher Starrheit oder Stillstand herrschte.
Die systemische Familientherapie wird in unserer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Klinikum Bethel durch einige ausgebildete Familientherapeuten angewandt und ist fast immer eingebettet in ein therapeutisches Gesamtkonzept für den jeweiligen Patienten. Sie kann bereits während des stationären Aufenthaltes beginnen, wird in der Regel aber erst in der Zeit nach der Entlassung beendet.
Im Jahr 2006 haben wir die familientherapeutischen Angebote in unserer Klinik spürbar erweitert. Das neu gegründete "Team Familientherapie" wird nun für die gesamte Klinik zentral koordiniert.
Psychoedukation
Insbesondere bei chronischen körperlichen und psychischen Erkrankungen ist das Wissen von Patienten über ihre Erkrankung, deren Hintergründe, ihre Behandlung und Prävention wichtig. So fördert ein umfassendes Wissen über die Erkrankung und deren Behandlung beispielsweise die Bereitschaft, wirksame Medikamente angemessen einzunehmen. Zudem führt Krankheitswissen dazu, dass Patienten und gegebenenfalls auch deren Angehörige sicherer sind in der Entscheidung, welche Maßnahmen sie selbst durchführen können und wann das Aufsuchen von professioneller Hilfe sinnvoll ist.
Die Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen und deren Hintergründe (Psychoedukation) nimmt daher einen hohen Stellenwert im Behandlungskonzept unserer Klinik ein. Sie wird stationär, teilstationär wie auch ambulant durchgeführt.
Psychopharmakotherapie
Die von uns angewandte Psychopharmakotherapie berücksichtigt den jeweils aktuellen Stand des Wissens. Da sich dieses Wissen fortlaufend erweitert und daher besonders für weniger erfahrene Mitarbeiter kaum zu überblicken ist, haben wir in einer Arbeitsgruppe den praktischen „Ratgeber Psychopharmakotherapie“ erstellt. Damit haben wir eine - soweit derzeit möglich - evidenzbasierte Auswahl pharmakologischer Strategien getroffen, die ein einheitliches und transparentes Vorgehen in unserer täglichen Praxis ermöglicht. (Siehe: Berg et al., Steinkopf-Verlag Darmstadt, 2002; aktualisierte Ausgabe in Vorbereitung)
Eine individuell angepasste Psychopharmakotherapie setzt eine ausführliche Medikamentenanamnese, gegebenenfalls auch als Fremdanamnese durch Vorbehandler, eine körperliche Diagnostik zur Minimierung des Nebenwirkungsrisikos, eine sorgfältige Auseinandersetzung mit eventuellen Vorbehalten gegenüber einer empfohlenen oder erforderlichen Medikation sowie eine genaue klinische Beobachtung der Medikamenteneinnahme und des Auftretens von Nebenwirkungen voraus. Dies gilt insbesondere für Notfall- und Zwangsmedikationen. Erforderliche Medikamenteneinstellungen, Dosisanpassungen und -umstellungen werden ausführlich mit den Patienten besprochen und - wenn irgend möglich - innerhalb eines gemeinsam erarbeiteten Behandlungsplans umgesetzt.
In der Psychoedukation (Aufklärung und Beratung) erfahren die Patienten alles Wesentliche über die nachgewiesene prophylaktische Wirkung von Psychopharmaka bei schizophrenen, schizoaffektiven und affektiven Erkrankungen. Die Wirkungsweisen und unerwünschten Wirkungen von Medikamenten werden mit den Patienten ausführlich besprochen. Die Auswahl von Medikamenten im Einzelfall ist darüber hinaus Gegenstand von Behandlungsvereinbarungen für eventuelle zukünftige Behandlungen bei Patienten, die bereits wiederholt hospitalisiert werden mussten.
Trotz dieser Maßnahmen stellen wir allerdings fest, dass ein sehr großer Anteil der betroffenen Personen eine längerfristige medikamentöse Prophylaxe trotz des Wissens um die Folgen fehlender Therapietreue mehr oder weniger rasch unterbricht. Dieses in der Fachliteratur zunehmend diskutierte Phänomen ist bisher wenig verstanden und in unserer Klinik Gegenstand eines derzeit laufenden und eines weiteren in der konkreten Planung befindlichen Projekts.
Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Die in den angloamerikanischen und skandinavischen Ländern viel häufiger als in Deutschland angewandte Elektrokonvulsionstherapie (EKT) basiert auf der klinischen Beobachtung, dass therapieresistente und schwerste depressive Erkrankungen sowie bestimmte schwere psychotische Störungen eine häufig erstaunliche und rasche Besserung durch die EKT erfahren. Gerade auch bei älteren Patientinnen, die eine erhöhte Nebenwirkungsrate unter medikamentöser Behandlung aufweisen, ist die Durchführung einer EKT eine gut wirksame und im Vergleich häufig schonendere Alternative.
Die Wirkprinzipien sind allerdings bisher nicht umfassend aufgeklärt: Es kommt bei der EKT durch eine individuell festgelegte elektrische Stromdurchflutung zu einer fast simultanen elektrischen Entladung der Nervenzellen des Gehirns. Die in den Stunden und ersten Tagen danach stattfindende Reorganisation neuronaler Netzwerke auf einem günstigeren Niveau als vor der Behandlung spielt möglicherweise für die Wirksamkeit neben anderen Effekten eine Rolle. Jede EKT-Behandlung setzt eine ausführliche Aufklärung und gesonderte schriftliche Einverständniserklärung der Betroffenen voraus. Die Kurznarkose erfolgt durch einen erfahrenen Arzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie im EvKB, die EKT-Behandlung selbst durch einen in diesem Bereich erfahrenen Arzt unserer Klinik.
In unserer Klinik wenden wir die EKT bei der seltenen akuten febrilen (fieberhaften) und lebensbedrohlichen Katatonie (eine Unterform der Schizophrenie) und bei therapieresistenten oder schwersten affektiven Störungen an. Die EKT ist bei affektiven Störungen Mittel der dritten Wahl, seltener auch Mittel der zweiten Wahl. Durch die enge Indikationsstellung sehen wir bei mindestens 50 Prozent der so behandelten Menschen (auch bei bisheriger Therapieresistenz) eine erhebliche und rasche Besserung ihres Zustands. Sehr selten wenden wir die EKT darüber hinaus bei anderen chronisch-psychotischen Zuständen als Mittel der letzten Wahl an (Ultima Ratio).
Behandlungsbausteine
Bewegungstherapie
Seelische Zustände drücken sich sehr häufig über den Körper des Menschen aus. Für die Bewegungstherapeuten in unserer Klinik stellt die Bewegung eine therapeutische Möglichkeit dar, über den Körper auf die Seele des Menschen einzuwirken. Als therapeutische Maßnahmen sind Bewegung und Sport imstande, gestörte körperliche, psychische und soziale Funktionen auszugleichen und wiederherzustellen. Dabei geht es darum, positive Wahrnehmungen und Erlebnisse unter körperorientierten Gesichtspunkten zu erfahren, körperliche Reaktionen zu erspüren und sich wieder als Individuum mit erweitertem Handlungspotential zu erleben.
Ergo- und Arbeitstherapie – Stärkung der Handlungsfähigkeit
Ergotherapie ist ein ärztlich verordnetes Heilmittel. Betätigung ist Ziel und zugleich Medium der Ergotherapie. Grundsätzliche Ziele der Ergotherapie in der Psychiatrie sind die Entwicklung, Verbesserung und der Erhalt von
- psychischen Grundleistungsfunktionen wie Antrieb, Motivation, Belastbarkeit
- Ausdauer, Flexibilität und Selbstständigkeit
- Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
- Realitätsbezogenheit von Selbst- und Fremdwahrnehmung
- sozio-emotionalen Kompetenzen und Interaktionsfähigkeit
- kognitiven Funktionen
- psychischer Stabilität und von Selbstvertrauen
- eigenständiger Lebensführung und Grundarbeitsfähigkeit
Klinische Sozialarbeit – Wie geht es weiter nach der Entlassung?
Damit Patienten und ihre Angehörigen in psychosozialen Fragen angemessen unterstützt werden können, verfügt unsere Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bethel in allen Abteilungen über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der klinischen Sozialarbeit. Die Arbeitsschwerpunkte entsprechen den jeweiligen Erfordernissen der Patienten mit ihren Erkrankungen. Sozialarbeiter und Sozialpädagogen arbeiten multiprofessionell mit allen anderen Berufsgruppen zusammen. Sie sind gerne behilflich bei den Überlegungen, wie es finanziell weiter geht, welche Versorgungseinrichtung, Beratungsstellen und Gruppen nach der Entlassung weiterhelfen, Möglichkeiten beruflicher Rehabilitation und Wiedereingliederung, wie es unter der Belastung der psychischen Erkrankung in der Familie und mit Freunden weiter geht und wie man als Patient selbst mit seiner persönlichen Verzweifelung und Verunsicherung durch die psychische Erkrankung fertig werden kann.
In der klinischen Sozialarbeit beraten wir Patienten und Angehörige in Bezug auf Behördenangelegenheiten, häuslicher Versorgung und bedarfsgerechter Nachsorge.
Aufgaben der klinischen Sozialarbeit:
- Psychosoziale Beratung
- Existenzsicherung
- Sozialrechtliche Angelegenheiten
- Vermittlung ambulanter / stationärer Weiterversorgung
- Hilfeplanung
- Kooperation mit komplementären Diensten
- Beratung von Angehörigen
- Beratung und Vermittlung bei Arbeitssuche und Tagesstrukturierung
- Informationen zur Erkrankung und Krankheitsverarbeitung
- Therapeutische Gruppenangebote
Kontakt
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Remterweg 69/71
33617
Bielefeld
Tel: 0521 772-704
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Fax: 0521 772-77114
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Tel: 0521 772-703
Tel: 0521 772-703
Fax: 0521 772-77111
Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)
Gadderbaumer Straße 33
33602
Bielefeld
Tel: 0521 772-78526
Tel: 0521 772-78526
Klinikdirektor
Univ.-Prof. Dr. med.
Martin
Driessen
"FOCUS" empfiehlt
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Driessen und Dr. med. Martin Reker werden vom Fachmagazin "FOCUS Gesundheit" in der Liste der Top-Mediziner 2024 als Experten für die Behandlung von Suchterkrankungen ausgewiesen.
Die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie wird als Nationale Fachklinik für die Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen, Demenz sowie Depressionen empfohlen.