Psychiatrie und Psychotherapie
Forschungsabteilung
Wege zu einer recoveryorientierten Pflege – Evaluation einer Recoveryschulung in der Allgemeinpsychiatrie einer psychiatrischen Klinik
Projektleitung
Recovery, ein englischer Begriff, der am ehesten mit Genesung, Besserung oder Wiedergewinnung übersetzt werden kann, steht in der Psychiatrie für eine Betroffenenbewegung, die ihre Anfänge in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts im angloamerikanischen Raum nahm. Im deutschsprachigen Raum gewann der Recoverygedanke erst in den letzten Jahren an Bedeutung, ausgelöst durch stärker werdende Betroffenenverbände und den Einbezug von Psychiatrieerfahrenen in die Arbeit der Fachpersonen (z.B. als Genesungsbegleiter). Ein wesentliches Element ist die Begegnung zwischen Betroffenen und Profis auf Augenhöhe und die Anerkennung der individuellen Geschichten und Lebenswege. In den aktuellen S3 Praxisleitlinien „Psychosoziale Therapien bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen“ findet sich erstmalig ein eigenes Kapitel zum Thema Recovery mit der Forderung einer Haltungsänderung im konkreten Umgang mit den Patienten, damit eine Genesung möglich wird. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Studie mit der Rolle der professionellen Akteure und Psychiatrieerfahrenen als mögliche Unterstützer im Recovery-Prozess. Um das Thema Recovery in einer akutpsychiatrischen Abteilung mit dem Schwerpunkt der Behandlung von psychotischen Krisen stärker zu verankern, wurden Mitarbeiterschulungen durchgeführt, die nun im Rahmen einer qualitativen Studie erstmalig evaluiert wurden. Folgende Forschungsfragen standen im Zentrum des Interesses: Wie haben die Teilnehmer die Maßnahme erlebt? Zu welchen Veränderungen führte die Intervention in ihrem Arbeitsalltag? Die Ergebnisse der Untersuchung unterstreichen, dass bei den Teilnehmenden eine Auseinandersetzung mit dem Thema Haltung und Wertvorstellungen angestoßen wurde. Der Austausch mit den Psychiatrieerfahrenen wurde als hoffnungsfördernd erlebt. Diese Form der beruflichen Weiterbildung kann zur emanzipatorischen Praxisentwicklung beitragen. Schulungen zum Thema Haltung und persönliche Werte können zur Stärkung einer menschlichen Psychiatrie im Sinne von Dorothea Buck beitragen. Gleichermaßen von Bedeutung offenbarte sich die Besetzung der Schulungen mit Fachpersonen und Betroffenen, denn hierdurch zeigte sich eine Stärkung des Bewusstseins für persönliche Werte.
Kontakt
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Forschungsabteilung
Haus Gilead IV
Remterweg 69/71
33617 Bielefeld
Sabrina Edler
Abteilungsorganisation
Tel: 0521 772-78510
Fax: 0521 772-78511
sabrina.edler@evkb.de
Leitung
Prof. Dr. rer. nat.
Thomas
Beblo
Forschungsbeauftragter, Leiter der Forschungsabteilung
Diplom-Psychologe
Privatdozentin Dr. rer. nat.
Kristina
Hennig-Fast
Therapeutische Leitung Abteilung Allgemeine Psychiatrie II