Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Forschungsabteilung
Herzlich willkommen!
Unsere Universitätsklinik forscht im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Wir sind an der Entwicklung von Therapieverfahren beteiligt, damit jungen Patienten stets die bestmögliche Behandlung zuteil werden kann.
Aufmerksamkeitstraining mit dem virtuellen Agenten „Flobi“
Künstliche Intelligenzen, Roboter und assistive Technologien – können sie ein Mehrwehrt für Kinder- und Jugendpsychiatrien sein?
Nach erfolgreicher Durchführung unseres Bielefelder Intensivtrainings (BIT), welches auf Grundlage des ADHS-Summercamps entworfen wurde, entwickelten wir in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld ein Konzept für ein „digitales Aufmerksamkeitstraining“. Dafür schufen die Kolleg:innen der Universität ein digitales Abbild ihres bereits existierenden Roboterkopfes „Flobi“ (s. Bild unten). Der virtuelle Agent Flobi kann durch einen Eye-Tracker (Webcam) feststellen, ob eine Person aufmerksam oder unaufmerksam ist. In Abhängigkeit der Aufmerksamkeitsleistung erfolgt eine positive oder negative Verstärkung durch ein Punktesystem. Die Aufgabe der Kinder ist es – ähnlich wie in der Schule – konzentriert verschiedene Aufgabentypen zu bearbeiten. Flobi kann dabei motivierend interagieren („Super, dass du so konzentriert arbeitest!“) als auch zu erneuter Konzentration aufrufen („Du warst gerade unaufmerksam. Versuche dich wieder auf die Aufgabe zu konzentrieren.“). Unser Ziel ist, dass beispielsweise die Effekte unseres Bielefelder Intensivtrainings durch den Einsatz von Flobi im häuslichen Kontext noch weiter verbessert werden können. Eine weitere Idee ist es, Flobi unabhängig vom BIT verfügbar zu machen und ein attraktives Aufmerksamkeitstraining für zu Hause anbieten zu können. Besonders Kinder mit einer Aufmerksamkeitsproblematik können hiervon profitieren – besonders in Zeiten von Distanz-Unterricht.
Was ist unsere Vision?
Unsere Vision ist, dass unterschiedliche (Schul-)Aufgaben in unser „Flobi-Computerprogramm“ geladen werden können (z.B. von Lehrkräften). Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben würde sich dem Lernstand der Kinder anpassen, während sie gleichzeitig durch Flobi zum konzentrierten Arbeiten motiviert werden. Eine Rückmeldung über den aktuellen Lernstand sowie das Aufmerksamkeits- sowie Arbeitsverhalten an Eltern und ggf. andere Bezugspersonen wäre denkbar. Durch ein solches System könnten Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen gefördert und Eltern bestenfalls in der häufig konfliktrechen Hausaufgabensituation entlastet werden.
Wie ist die Studie aufgebaut?
Die erste Entwicklungsphase 2020/21 bestand darin, die Programmierung des virtuellen Agentens Flobi vorzunehmen sowie den Eye-Tracker, der bisher vornehmlich in der Erwachsenenforschung eingesetzt wurde, mit mithilfe einiger Jugendlichen zu kalibrieren und ihn für die Nutzung im Kinder- und Jugendbereich anzupassen.
Begleitend wurde von Ende November 2020 bis Mitte Februar 2021 eine Online-Umfrage von Eltern durchgeführt, um das subjektive Belastungserleben, den Unterstützungsbedarf ihrer Kinder sowie ihr Interesse an einer Unterstützungssoftware zur Konzentrationsförderung im Distanz-Unterricht zu erheben. Die Ergebnisse zeigten, dass Eltern jüngerer Kinder stärker belastet waren, als Eltern von Kindern in höheren Klassenstufen. Ein Großteil der Eltern gab an, dass es belastend war, das Kind mehrfach zu seinen Schulaufgaben motivieren zu müssen (v.a. Eltern Grundschulkindern). Dies sei besonders durch Verständnisproblemen und Motivations-/Konzentrationsproblemen verursacht worden. mehr erfahren
Aktuell erarbeitet die Arbeitsgruppe verschiedene Motivations- und Interaktionsstrategien, Aufgabenstellungen und programmiert das notwendige Steuerungsmodul bzw. die Software für Flobi. Im März/April 2022 starten weitere Erhebungen in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Kindern und Jugendlichen, die das neue „Flobi-Programm“ testen und im Anschluss einige Fragen im Rahmen eines semi-strukturierten Interviews beantworten. Es handelt sich vorerst um eine Machbarkeitsstudie (proof of principle).
Mögliche Fragen, die wir innerhalb unserer ersten Studien beantworten wollen, sind:
- Lassen sich Kinder und Jugendliche auf das digitale Aufmerksamkeitstraining ein?
- Welche Komponenten gefallen den Kindern und welche nicht?
- Ist die Handhabung der Software benutzerfreundlich bzw. was müsste verbessert werden?
- Für welche Altersgruppe ist Flobi attraktiv?
Wer kann teilnehmen?
Alle Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 16 Jahren, die in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des EvKB behandelt werden, können an der Machbarkeitsstudie teilnehmen. Die Teilnehmenden werden ca. 10 Minuten mit dem Flobi-Programm arbeiten und im Anschluss ein Interview mit uns führen. Die Teilnahme daran ist freiwillig.
Wie kann ich mir Flobi vorstellen?
Der Roboterkopf Flobi (hier im Bild) wurde an der Universität Bielefeld im CITEC (Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie) als Prototyp entwickelt, um die Mensch-Roboter Interaktion genauer erforschen zu können. Der Kopf besteht aus einzelnen Modulen, die sich variabel anbringen lassen. So können beispielsweise Augenbrauen, Mund und Haare, aber auch der Hautton je nach Spezifikation des Einsatzgebietes von Flobi angepasst werden. Durch sein kindliches Gesichtsschema wirkt er dem Menschen gegenüber vertraulicher. Er kann grundlegende Emotionen wie ‚Freude‘, ‚Trauer‘, ‚Wut‘, ‚Überraschung‘, ‚Angst‘ und ‚Neutralität‘ darstellen. Für unsere Studie wurde der Roboterkopf als virtueller Agent programmiert.
Wenn Sie Fragen zu unserem Projekt haben, melden Sie sich gern bei uns.
Ansprechperson
Ira-Katharina
Petras
M. Sc. Klinische Psychologie; Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel: 0521 772-75362
Kontakt
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Forschungsabteilung
Haus Mosesberg
Remterweg 13a
33617
Bielefeld
Tel: 0521 772-76930
Tel: 0521 772-76930
Fax: 0521 772-76682
Chefarzt (komm.)
Tim
Emmrich
Westdeutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit
Unsere Universitätsklinik ist Teil des Westdeutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (WZKJ). Das WZKJ wurde gegründet, um die klinische und wissenschaftliche Zusammenarbeit im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit in Nordrhein-Westfalen zu stärken.