Psychiatrie und Psychotherapie

Der Begriff „Trauma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. Unter einer psychischen Traumatisierung versteht man eine seelische Verletzung, die aus dem Erleben eines extrem belastenden Ereignisses resultiert. Belastende Ereignisse können erlebte oder beobachtete körperliche, sexualisierte und/oder psychische (häusliche) Gewalt, Entführungen, schwere Unfälle, Naturkatastrophen oder Kriegserlebnisse sein.

Menschen, die solche außergewöhnlichen und belastenden Erfahrungen machen, reagieren unterschiedlich. Manche können das Erlebte gut verarbeiten und fühlen sich kaum oder nur vorübergehend belastet, während andere mit psychischen Beschwerden reagieren. 

Beispiele für typische Beschwerden sind Niedergeschlagenheit, wiederkehrende belastende Erinnerungen an das Erlebte, Albträume, innere Unruhe/Schreckhaftigkeit, Ängste, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Gereiztheit. Diese Symptome sind zunächst normale Reaktionen auf ein unnormales Ereignis, also normale Anzeichen einer Stressreaktion und klingen in den meisten Fällen nach einiger Zeit wieder ab. Hier spielen Selbstheilungskräfte, ein unterstützendes soziales Netz, die eigene Fähigkeit zur Selbstunterstützung und andere Ressourcen der Betroffenen eine wichtige Rolle.

Bei manchen Menschen halten diese Stress-Symptome länger an und können zu Folgeerkrankungen wie z. B. einer posttraumatischen Belastungsstörung oder zu Depressionen führen. Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickeln das Vollbild einer sogenannten „Posttraumatischen Belastungsstörung“.

Die Traumaambulanz des EvKB bietet in Kooperation mit dem Amt für Soziales Entschädigungsrecht des LWL Münster im Rahmen des Sozialen Entschädigungsrechts (SGBXIV) psychotherapeutische Unterstützung für Menschen ab 18 Jahren an, die unverschuldet Opfer eines vorsätzlichen, rechtswidrigen tätlichen Angriffs geworden sind und dadurch einen gesundheitlichen Schaden erlitten haben. Hierbei kann es sich z. B. um einen körperlichen Angriff im Rahmen eines Überfalls, eines Amoklaufes, einer Schlägerei, eines sexuellen Übergriffs oder einer Vergewaltigung handeln.

Seit 2024 gibt es nach dem SGBXIV auch ein Anrecht auf Schnelle Hilfen und Entschädigung in schweren Fällen von psychischer Gewalt, Stalking und Freiheitsberaubung. 

Opfer einer Gewalttat, Zeugen oder gegebenenfalls Hinterbliebene, die nach einem tätlichen Angriff psychische und körperliche Schwierigkeiten haben, haben nach dem SGBXIV ein Anrecht auf kostenlose Hilfe und Entschädigung für gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen. 

In diesem Rahmen ist die psychotherapeutische Behandlung im Sinne einer Akuthilfe (Schnelle Hilfen) in unserer Traumaambulanz abgedeckt. Voraussetzung ist, dass das belastende Ereignis bzw. ein Ereignis, welches die Belastungen an ein zurückliegendes Ereignis neuerlich verstärkt (Reaktualisierung/ Retraumatisierung), nicht länger als 12 Monate zurückliegt. 

Ob ein Antrag auf Unterstützung nach dem SGBXIV gestellt werden kann, klären wir gemeinsam im Erstgespräch.

Wir bieten eine psychotherapeutische Akutbehandlung an, in der es um die Einordnung, Diagnostik und Behandlung der ereignisabhängigen Beschwerden geht. Ziel ist die Linderung der Beschwerden und im besten Fall die Rückgewinnung von Kontrolle und Sicherheitsgefühl. Der Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder depressiven Erkrankung soll vorgebeugt werden. Hierzu arbeiten wir stabilisierend, ggf. konfrontativ und integrativ auf der Basis evidenzbasierter traumaorientierter und kognitiv-verhaltenstherapeutischer Methoden.

Bei Bedarf beraten wir zu kooperativen Beratungsangeboten, alternativen ((teil-)stationären und ambulanten) Behandlungsoptionen sowie medikamentösen Behandlungsansätzen.

Melden Sie sich gerne montags bis freitags zwischen 8:30 und 16:30 telefonisch oder per E-Mail in unserem Sekretariat. Dort werden Ihre Daten aufgenommen und es meldet sich zeitnah eine/r unserer Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten bei Ihnen, um einen Termin mit Ihnen zu vereinbaren.